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Die Saat des Bösen, Buchbesprechung

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Wochenzeitung für freie Meinungsbildung, Ethik und Verantwortung für die Bekräftigung und Einhaltung des Völkerrechts, der Menschenrechte und des Humanitären Völkerrechts.

 

Buchbesprechung:

Die Saat des Bösen -
Schleichende Vergiftung von Nahrung und Böden

von Reinhard Koradi, Dietlikon

«Soll die Gentechnik traditionelle Pflanzen und Nahrungsmittel auf Acker und Teller verdrängen? Um diese Frage ist in Europa eine heisse Diskussion entbrannt. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung (Deutschland) verspricht nämlich die Förderung von Gentechnik im Interesse der Chemieindustrie. Die Verbraucher hingegen lehnen das Essen aus dem Labor ab. Auch Landwirte wehren sich verzweifelt.»1
Auf dem Umschlag ist weiter zu lesen, dass sich transgene Pflanzen in den USA, Kanada und Argentinien unkontrolliert verbreiten und dem Saatgutriesen Monsanto jedes Mittel recht ist, um seine Monopolstellung auf dem Saatgutmarkt zu festigen.
Wer sich weiter in das Buch vertieft, muss sich mit der harten Realität eines Marktfeldzuges der Chemiegiganten gegen Kleinbauernfamilien und die traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden auseinandersetzen. Das Buch von Antonio Inacio Andrioli und Richard Fuchs (Hrsg.) ist aufrüttelnd, erschreckend und schwer verdaulich. Der Leser wird mit einem skrupellosen Wirtschaftsgebaren konfrontiert, das nur ein Ziel verfolgt: durch die weltweite Verbreitung von gentechnologisch verändertem Saatgut die Welternährung zu beherrschen.
Auf einem Gentechnikkongress im Jahre 1999 wurde den Teilnehmern das Unternehmensziel von Monsanto vorgestellt. «Binnen 15 bis 20 Jahren solle sämtliches Saatgut auf der Welt gentechnisch verändert und damit patentiert sein. Die entscheidende Strategie, die der Konzern verfolgen solle, so die Empfehlung der Arthur Anderson Consulting Group, sei die Einflussnahme auf die US-Regierung. Deren Rolle solle es sein, genmanipulierte Produkte auf die Märkte der Welt zu bringen, bevor sich Widerstand regt. Die Industrie hofft darauf, dass der Markt im Lauf der Zeit so überschwemmt wird, dass man nichts mehr dagegen tun kann.»2
Ohne Rücksicht auf Tradition, Tierwohl, Umweltschutz und Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung – vor allem in den Entwicklungsländern und den sogenannten Schwellenländern Brasilien und Argentinien, verfolgt das Agro-Business seine Expan­sionspläne. Die ländliche Kleinbauernwirtschaft blockieren die Ambitionen der transnationalen Chemiekonzerne, die gesamte Nahrungsmittelproduktion – vom Samen bis zum Supermarkt – zu beherrschen. Die Kleinbauernwirtschaft muss daher der durch die Agro-Chemie beherrschten industriellen Landwirtschaft weichen. Um diesen Verdrängungswettbewerb zu gewinnen, werden massive Menschenrechtsverletzungen (zum Beispiel in Paraguay) in Kauf genommen, Bauern durch Verträge, patentrechtliche Verfahren und nicht gerechtfertigte Schadenersatzforderungen in den Ruin getrieben. «Knebelverträge» bringen den Bauern die Fremdbestimmung durch Konzerne.
Der beim Kauf von patentiertem Saatgut abgeschlossene Monsanto-Saatgut-Vertrag «gibt Monsanto das Recht, Kontrollen auf dem Privatland der Bauern durchzuführen, verpflichtet Bauern zu enormer finanzieller Haftung und schreibt vor, welche Rechte einem Bauer in bezug auf die Aussaat, die Ernte und den Verkauf gentechnischen Saatguts zustehen und vor allem welche nicht».3 Schwerwiegend ist dabei auch, das eines der ältesten Rechte der Bauern ausgehebelt wird, Saatgut der eigenen Ernte aufzubewahren und wieder auszusäen.
Im Buch wird von seltsamen Ermittlungsmethoden von Monsanto berichtet, um Verstösse gegen das Patentrecht zu ahnden. Einschüchternde Drohbriefe folgen, und aussergerichtliche Vergleichszahlungen werden erzwungen.
Bauern und Konsumenten verlieren

«Beherrsche die Nahrung und du beherrschst die Menschen.» (Henry Kissinger)
Die Gen-Tech-Initiative ist eine Kampfansage an die Selbstbestimmung der Völker und Menschen. Sollte die Agro-Chemie triumphieren, werden wir nicht mehr entscheiden können, wie wir uns ernähren. Mittels internationaler Verträge werden die Völker um ihr Recht betrogen, die Selbstversorgung mit gesunden Nahrungsmitteln sicherzustellen. Längst wurde die WTO zur Förderung genmanipulierter Nahrungsmittel eingespannt. Das TRIPS-Abkommen (zwingender Bestandteil des WTO-Vertrages) bietet unter anderem eine Voraussetzung zur Übernahme der Weltnahrungsproduktion durch gentechnisch veränderte Organismen.4 Ergebnis dieser Globalisierungsinitiative wird die Monopolisierung des Agrarmarkes, die kapitalistische Durchdringung der Familienlandwirtschaft und der zunehmende Ausschluss der Kleinbauern sein.
Wie die Erfahrungen in den USA und in Kanada zeigen, ist der ökologische Landbau wegen der Kontaminierung durch Gen-Technik zum Erliegen gekommen. Die für die europäische Landwirtschaft so wichtige Positionierung «gesunde und umweltgerechte Produktion» würde durch ein weiteres Vordringen der Agro-Chemie zur Farce.
Europa, Deutschland und die Schweiz haben noch die Wahlfreiheit

Die globale Offensive zur Verbreitung von GVO ist lanciert.
1971 gründeten die Fordstiftung, Weltbank und Rockefellerstiftung die Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) Beratergruppe für internationale landwirtschaftliche Forschung mit 16 Forschungszentren weltweit. Ausgerüstet mir einem Jahresetat von 350 Millionen Dollar, konzentrierte sich die CGIAR in den letzten Jahren auf den Transfer von genetisch veränderten Pflanzen in die Entwicklungsländer.
Dies, obwohl keine der ursprünglichen Versprechungen der Agro-Gentechnik gehalten werden konnte. Weder Ertragsteigerungen noch geringere Produktionskosten (Senkung des Einsatzes von Unkrautbekämpfungsmittel) konnten festgestellt werden. Es kam und kommt jedoch zu «Ernteeinbussen und vor allem zu der von Monsanto beabsichtigten Steigerung des Pestizidverbrauches […]. Eine Koexistenz zwischen Anbau mit und ohne Gentechnik hat sich als Illusion erwiesen.»5
In verschiedenen Beiträgen wird auch auf die unhaltbaren Expertisen hingewiesen, die vorgeben, dass genveränderte Organismen keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt darstellten. Erfahrungen zeigen jedoch ein ganz anderes Bild, wie die im Buch aufgeführten Beispiele zeigen. Gentechnologisch bedingte Eingriffe in die Natur gefährden Mensch Tier und Natur. Wir Konsumenten und Produzenten müssen uns daher zusammenschliessen, um die unheilige Allianz von Lobbyisten der Saatgut-Chemiekonzerne, interessengeleiteten Wissenschaftern, der EU-Kommission und der deutschen Bundesregierung zu durchbrechen. Der zunehmenden Verbreitung von genveränderten Produkten können wir Einhalt gebieten, indem Druck auf Regierungen und Volksvertreter ausgeübt wird.
Brüssel und Chemiekonzerne setzen seit langem auf eine grossindustriell bewirtschaftete Landwirtschaft. In diesem Licht ist auch die innovationsfreundliche Haltung der Bundeskanzlerin Merkel zu werten, die versprochen hat, das Gentechnikgesetz umfassend zu überarbeiten. Vielleicht ist sie «ermuntert» worden, für Monsanto neue Märkte in Eu­ropa zu erschliessen.
Soweit wird es nicht kommen, sofern sich der Widerstand aus der Bevölkerung weiter festigt.
Umwelt- und Verbraucherorganisationen haben Erfolge auszuweisen. Wichtig ist, dass es gelingt, die «gekauften» Expertisen durch wissenschaftlich seriöse Abklärungen zu ersetzen und die geradezu fahrlässigen Zulassungsmethoden der zuständigen Behörden zu stoppen. Auch müsste die Haftungsfrage bei Verunreinigungen klar geregelt werden, und zwar so, dass die Chemieproduzenten die volle Verantwortung übernehmen müssen. Es gibt somit eine Reihe von Möglichkeiten, die Grundlagen für eine gesunde und selbstbestimmte Ernährung zu erhalten. In der Schweiz gilt es, das nationale Forschungsprogramm 59, «Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen» sehr genau zu verfolgen.
Das Buch «Die Saat des Bösen» ist Pflichtlektüre für alle, die fit sein wollen, um die drohende Invasion der Gentechnologie mit Argumenten aufzuhalten.    

• Antônio Inácio Andrioli, Richard Fuchs (Hrsg.). Agro-Gentechnik; Die Saat des Bösen; emu-Verlag, ISBN 10: 3-89189-152-0

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